Hilfe!!! Er isst und trinkt einfach nicht ...

  • Hallo Ihr Lieben,


    mein Papa hat seit 2004 mit dem Krebs zu kämpfen und inzwischen ist er an einem Punkt angekommen, der uns so sehr Angst bereitet.


    Weihnachten begann er wieder mit einer Chemo. Wöchentlich bis Ende März sollte diese gehen. Man hatte Metastasen im Darm, an der restlich verbleibenen Lunge und an der Leber sollten hierdurch verschwinden. Bei einer Zwischenuntersuchung stellte man fest, dass alle Metastasen gut zurückgegangen waren, aber der Tumor an der Leber war trotz Chemo auf 12 cm gewachsen. Nach einer Biopsie stellte man fest, dass es der selbe Krebs wie an den anderen Organen war und empfahl eine orale Chemo mit Tarceva.


    Er begann mit dieser Form der Chemo und es haute ihn so sehr um. Fast wäre er gestorben. Er hatte eine Lungenembolie. Und da begann es, dass er aufhörte zu essen und zu trinken. Er musste zwangsernährt werden und solange er im Krankenhaus lag, war alles kein Problem, da er über einen Tropf alles Nötige bekam. Die zusätzliche Kost verweigerte er, da er den ganzen Mund- und Rachenraum entzündet hat.


    Seit einer Woche kuriert er seine Embolie zu Hause aus und nimmt seit zwei Tagen die Tabletten zu sich. Aber er trinkt und isst rein gar nichts. Heute habe ich ihm einen Drink (Feburin oder so ähnlich) aus der Apotheke mitgebracht, den er nicht mal probieren möchte. Er hat ein ständiges Würgegefühl, übergibt sich nach dem Verzehr von jeglicher Flüssigkeit. Es ekelt ihn förmlich an.


    Wir versuchen alles, damit er was zu sich nimmt. Er ist so störrisch und wehrt sich gegen alles. Was können wir nur tun? Wir sind total verzweifelt und haben inzwischen Angst, dass nicht der Krebs sondern der ausgetrocknete Körper sein Schicksal wird.


    Auf keinen Fall möchten wir ihn verärgern, überanstrengen und ebenso wenig wollen wir ihn zwingen. Wie verhalten wir uns richtig? Habe das Gefühl, dass wir total überfordert sind mit der Situation. Er geht nicht mal mit zum Arzt, um sich Astronautenkost verschreiben zu lassen.


    Habt Ihr einen Rat, was wir tun können? Bin total verzweifelt.


    Daniela

  • Hallo Puttel,
    nein, einen Rat hab ich leider nicht für Dich. Könnt Ihr denn
    nicht den Arzt anrufen, dass er einen Hausbesuch macht und
    sich Deinen Vater einmal ansieht. Ihr könntet ihn ja dann im
    Vorfeld bereits über die Situation ins Bild setzen, damit er
    vorab Bescheid weis um was es geht. Vielleicht kann er Deinen
    Vater überzeugen, dass er auf jeden Fall trinken muss. Aber
    hier kommt vielleicht auch noch jemand vorbei, der Dir besser
    helfen kann. Die Situation so oder ähnlich vielleicht schon
    selber erlebt hat.
    Ich wünsche Dir viel Kraft und Deinem Vater alles Gute
    :evil: Teufelchen

  • Liebe Puddel, nein, ich kann Dir da auch nicht weiterhelfen.
    Ich glaube, Dein Vater will nicht mehr kämpfen, weil er denkt, es ist sowieso sinnlos. Es sind so viele Tumore und Metastasen in seinem Körper, daß wahrscheinlich die Therapien so viel im Körper kaputtmachen und der Krebs sich trotzdem ausbreitet.
    Ich würde noch einmal mit den Ärzten im Krankenhaus reden, wie sie die Überlebenschancen Deines Vaters einschätzen. Danach würde ich dann meine Strategie ausrichten. Er darf ja nicht einfach verhungern... Dann ist der Krebs zwar auch kaputt, aber Dein Vater hat nichts mehr davon...
    Vielleicht solltet ihr häusliche Pflege für ihn beantragen, natürlich auch die Pflegestufe. Und dann könnte er wieder an einen Tropf angeschlossen werden, daß er ernährt wird. Auch die Entzündungen im Mund müssen doch ärztlich behandelt werden. Ist doch klar, daß er da nichts essen kann.
    Ich hoffe und wünsche, daß ihr noch einen Weg finden werdet...

  • Hallo Ihr Beiden,


    vielen Dank, dass Ihr mir so ausführlich geantwortet habt.


    Den Großteil Eurer Vorschläge sind Lösungen, an die ich auch schon gedacht habe. Aber es ist sehr schwer, diese meiner Mutter und auch einem meiner Brüder nahe zu bringen.


    Mein Papa steht morgens auf, putzt sich die Zähne und legt sich sofort wieder auf die Couch ins Wohnzimmer. Den Weg zur Toilette schafft er auch noch allein. Aber das Sprechen und Sitzen strengt ihn zu sehr an. Er hat ein solche Problem, dass seine Familie, Bekannte und Nachbarn ihn so sehen. Früher war er immer ein so starker Mann und ich habe das Gefühl, dass diese verdammte Krankheit ihm jegliche Form der Würde nimmt.


    Das Thema mit der häuslichen Krankenpflege trage ich schon länger mit mir herum. Das würde den Krankenhausaufenthalt sparen und ihm behilfich sein, die künstliche Ernährung anzuschließen. Dies können wir als Familie nun mal nicht ?( . Aber meine Mutter und einer meiner Brüder denken, dass das überhaupt nicht in Frage kommt. Wenn die Nachbarn (z. T. auch seine Freunde) sähen, dass täglich ein Pflegedienst kommt, würde er das letzte Fünkchen Würde verlieren.


    Ich denke, dass es besser ein Fremder machen kann, als jemand, den er liebt. Warum steht uns so oft unser Stolz im Weg? Es muss doch eine Lösung her, damit es ihm einfach besser geht bzw. ihm die Zeit so angenehm wie möglich gestaltet wird. Und da er nicht ins Krankenhaus will ... Meine Mutter möchte alles selber tun, bevor sie einen Dienst ins Haus holt. Aber sie ist doch auch nicht ausgebildet ?(. Außerdem glaube ich nicht, dass sie dem auf Dauer psychisch stand hält. Es ist so schon eine riesige Belastung für sie. Sie verlässt das Haus nicht. Nur dann, wenn sie weiß, dass jemand bei ihm ist.


    Dieses ganze Drumherum macht mich total fertig. Zumal ich alles tue und unterm Strich ist es nichts wert. Diese Krankheit ist die Hölle und nimmt sich einfach alles - ohne zu fragen. Ja, er hat diese Krankheit und die Qualen satt. Sein Kampfgeist ist so klein geworden. Aber er nimmt trotz seiner großen Angst die Chemotabletten. Also will er! Nur warum tut er nicht alles, damit er es besser erträgt?


    Daniela

  • Liebe Daniela!


    ich habe nur Deinen letzte Beitrag gelesen und mein Bauch sagt mir, ihr solltet dringend einen Pflegedienst zu Rate ziehen.
    Sie können Euch Hilfestellung geben, beraten auch in der Pflege anleiten und Euch entlasten.
    Wenn Dein Vater nicht ins KH möchte, bleibt doch nur die Möglichkeit.
    Was sagt denn er selbst dazu? Du schreibst, Deine Mutter und Deine Brüder fürchten um die Würde des Vaters. Oder haben sie selber Angst vor dem, was die Nachbarn denken könnten?
    Also meine Nachbarin schämt sich schon, weil meine Tochter morgens mit nem BRK-Bus zum integrativen Kiga abgeholt wird...


    Wie steht Dein Vater zu einer Ernährungssonde oder Infusionstherapie?
    Es geht darum, was er wünscht und nicht der Rest der Familie und offenbar ist er noch nicht für den letzten Weg bereit, wenn seine Chemotabletten ihm Hoffnung bieten hinauszuzögern...


    Versuch doch mal herauszufinden, was er möchte und lass wirklich die Entzündung im Mund abklären und Dir entsprechende Medikamente (Lösungen) verschreiben.


    Alles Gute und viel Kraft wünscht Dir Petra

  • Liebe Petra,


    danke für Deine liebe und ausführliche Antwort.


    Du hast recht. Der Pflegedienst scheint augenblicklich die letzte Lösung zu sein. Und Du hast gefragt, was er möchte. Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Wir sollen Gespräche über seine Krankheit generell vermeiden und meine Eltern führen solche Gespräche unter Garantie auch nicht. Es ist wirklich so, dass eigentlich immer nur meine Mutter entscheidet, wann er zum Arzt gehen muss. Gestern war das beste Beispiel. Sie sagte meinem Bruder, dass er mit Papa heute zum Arzt fahren soll. Aber sie hat ihn nicht gefragt, obwohl er im Zimmer nebenan lag.


    Ich könnte tagtäglich heulen, da ich das Gefühl habe, dass innerhalb der Familie so vieles "totgeschwiegen" wird. Die Probleme, die bestehen, werden meiner Meinung nach nicht rational gelöst. Viel zu sehr nach Emotionen, Würde und Stolz. Papa hat seit knapp 3 Jahren Krebs und wir haben über nichts gesprochen. Oft ist es so, dass meine Mutter in seiner Gegenwart die an ihn gestellten Fragen beantwortet.


    Gerade habe ich bei ihnen angerufen, um zu fragen, was der Arzt heute gesagt hat. Mein Bruder sagt, dass sich das erledigt hätte. Warum? Ja, er nimmt jetzt die homöopatischen Tropfen gegen Übelkeit und Erbrechen. ;( Ich bin so sehr schockiert. ;( ;( ;( Diese Tropfen stehen seit drei Tagen dort und er hat sie zweimal ausprobiert, um festzustellen, dass er sie wieder erbricht. Ich sitze hier und weine ununterbrochen. Das ist doch wie akuter Blutverlust und ohne Hilfe darauf warten, dass es irgendwann aufhört. Oh Gott, ich finde keine Worte dafür. Bin fassungslos.


    Oft denke ich, dass ich das Ganze überdramatisiere. Vielleicht sehe ich das alles zu streng. Oder bin ich die Einzige, die den Blick auf die Realität noch nicht verloren hat? Ich weiß echt momentan nicht, was richtig und was falsch in dieser Situation ist. Zumal es für mich verdammt schlimm ist, das Ganze nur als Gast von außen beobachten zu dürfen.


    Einen Pflegedienst kann und darf ich aber nur zu Rate ziehen, wenn meine Eltern, primär mein Vater damit einverstanden sind. Es ist eine verzwickte Situation und erhöht den Schmerz, die Krankheit an sich zu akzeptieren, ungemein.


    Danke, dass Ihr zuhört. Fühl mich nicht mehr so ganz allein.


    Daniela

  • :troest
    Uia Daniela!


    Ich glaube auch, Du bist die einzige mit Blick für die Realität. Alle anderen ausser Dein Vater selbst,Du und der Arzt entscheiden, was das Beste und Richtige ist. Stimmt, Du kannst nichts tun, wenn die Hürden in der Familie nicht überwunden werden können. Das lange Totschweigen der Erkrankung macht die Situation nicht einfacher.


    Kannst Du nicht mal mit dem HA telefonieren?
    Es kann sein, dass die Chemo die Übelkeit und das Erbrechen hervorruft.
    Frag doch den HA mal nach Zofran- gabs prophylaktisch im KH vor den Chemogaben.
    Die Entzündungen im Mund können auch davon kommen. Der HA muss gucken, ob da nicht eine Pilzinfektion vorliegt(muss entsprechend behandelt werden). Wenn nicht, kann Kamillelöung, Bepanthenlösung od. Lutschtabletten Linderung verschaffen. Bei Schmerzen im Mund wird das Verlangen nach Essen oder Trinken nicht besser. Aber Trinken muss er.
    Auch kann der Lebertumor zum Appetitsverlust seiniges beitragen- da kommt also vielleicht mehreres zusammen.
    Vor allem versuch mal aus deinem Vater herauszubekommen, was er von Pflegedienst hält.


    Du bist bestimmt nicht überempfindlich, Du hast schon den passenden Instinkt.


    Viel Glück und Kraft beim Durchboxen (tu es für Deinen Vater) wünscht Dir


    Petra

  • Das kenn ich von meinem Schatz auch... nichts essen, nicht mal riechen sonst wird ihm schlecht oder er hat keinen Hunger oder er ist einfach bockig....


    Ich hab ihm immer das hingestellt, was er in gesundem zustand nie stehen sehen konnte.... und wenn er sich einen tag lang von Vanilleeis ernährt hat, war das immer noch besser als garnichts...


    Dann gibt es ja diese Trinknahrung... Fresubin und co...


    Ich habs eben schon woanders geschreiben.... diese Slimfast geschichten gehen auch zum zunehmen und kalorien zuführen :)


    und mit milch gemacht statt wasser schmecken die ganz gut


    Die Frage finde ich die du dir zuerst stellen solltest ist:
    Kanns sein, das dein papa auch einfach nicht mehr mag? das er sich bei vollen geistigen Kräften dazu entschlossen hat nicht mehr zu wollen? denn wenn dem so ist... stellt sich bei aller härte die Frage. ob du ihm mit *unter zwang essen und trinken* wirklich einen gefallen tust...




    liebe grüße

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!