Hallo
Mein Partner wurde vor 4 Jahren mit Krebs in den Gallengängen diagnostiziert. Er hatte zwischenzeitlich 12 Operationen, 4 mal Intensivstation, stand mehrfach auf der Kippe. Morphium Pumpe implantiert.
Ich bin mittlerweile schwer mitgenommen, versuche aber dennoch das Positive zu sehen. Dennoch: ich habe Angst vor jeder Wiegung, Angst vor jeder Blutabnahme, Angst vor jeder Fahrt ins Krankenhaus, Angst vor jedem Arztgespräch.
Bei der letzten Chemo vor ein paar Tagen meinte der Arzt "es sähe nicht gut aus". Bei der vorletzten Chemo wurden Metastasen im Kopf und in der Lunge gefunden. Am Mittwoch war er bei
der Chemo. Gestern, einen Tag nach der Chemo, hat er plötzlich gegessen wie ein Bauarbeiter. Ein großes Stück Kuchen zum Frühstück, eine große Schüssel Beeren, Schnitzel mit Pommes zu Mittag, Toast zum Abendbrot plus eine Flasche Fresubin,
ohne erbrechen. Er fängt langsam an zuzunehmen, (aktuell 65kg auf 1,84m). Die weißen Blutkörperchen haben sich im letzten Blutbild stark verbessert (verdoppelt von 3.100 auf 6.300). SUPER.
Heute war er das erste Mal seit langen mit mir im Wald spazieren, eine Stunde über Stock und Stein, ohne, danach übermüdet zu sein wo vorher nur Schritt für Schritt Spaziergänge rund ums Haus möglich waren.
Jetzt dreht sich wieder das Rad. Wird es besser? Greift die Chemo? Hat er doch noch Chancen lebend aus der Sache raus zu kommen?
Ich hänge mich an jedem seidenen Faden auf.
Wie gehe ich damit um? Wie geht ihr damit um? Gibt es Chancen trotz Metastasen zu heilen? Jeder sagt was anderes. Die Ärzte können keine genaue Prognose abgeben. Bei der letzten Chemo stand er im Aufzug und
fragte mich geknickt ob ich mit ihm nichts mehr zu tun haben wolle weil es ihm so schlecht geht und er das Gefühl hat mir meine Lebensqualität zu entziehen. Ich habe Hobbies, ich habe Freunde die für mich da sind aber
das macht die Sache nicht besser. Ich sitze da lache mit, trink ein Glas Wein und bin gleichzeitig mit den Gedanken abwesend. Ich gehe radfahren bei schönstem Wetter und habe keine Freude mehr.